Mit der Zeit by Ambler

Mit der Zeit by Ambler

Autor:Ambler [Ambler]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-03-27T23:00:00+00:00


Neuntes Kapitel

W

ir frühstückten früh am Morgen im Hotelrestaurant, dann schickte Simone Zander und mich auf unsere Zimmer zurück. Sie wollte die Rechnungen bezahlen und alle Gespräche, soweit sie sich nicht vermeiden ließen, für uns führen. Von nun an würde es strenge Sicherheitskontrollen geben. Sie würde es beispielsweise nicht dulden, daß jemand, um Zeitungen zu kaufen, oder aus irgendeinem anderen Grund, in der Hotelhalle herumtrödelte. Sie würde den Kombi vom Parkplatz holen und draußen an einer geeigneten Stelle halten. Dann, und erst dann, wenn sie mit dem Wagen bereit stand, würden wir telefonisch angewiesen werden, mit unserem Gepäck herunterzukommen und einzusteigen.

Solange wir noch im Hotel waren, hielt sich Zander an diese Anweisungen, aber sobald wir wieder im Auto saßen und nach Osten fuhren, wollte er einen Bericht.

»Keine Probleme«, war alles, was sie sagte.

»Was ist denn das für eine Antwort? Hat man das nicht bemerkt?« Er schlug mit der Faust gegen die Tür an seiner Seite. »Den Fernsehnamen an der Seite?«

»Natürlich haben sie das bemerkt. Es erregte großes Interesse. Der Hoteldirektor fragte mich, wer ihr beide seid.«

»Was hast du ihm gesagt?«

»Ich sagte, daß ihr vorübergehend als Produktionsassistenten für einen französischen Produzenten und Regisseur arbeitet, derzeit damit beschäftigt, im Auftrag einer amerikanischen Fluggesellschaft Werbespots für Pauschalreisen zu drehen, und ich sagte ihm auch, daß ihr innerhalb der Firma unwichtig seid.«

»Gut«, sagte er und wiederholte dann das Wort. »Gut.« Seinem Ton fehlte die Überzeugung. Es gefiel ihm gar nicht, als unwichtig dargestellt zu werden, selbst wenn es aus guten Sicherheitsgründen geschah. Er mußte wirklich, dachte ich, den Augenblick herbeisehnen, wo ein Gedankenaustausch über das Projekt in der Bucht von Abra ihn sowohl von seiner Vergangenheit als auch von der Aufmerksamkeit des Mukhabarat-Zentrums befreien würde.

An der österreichischen Grenze hatten wir keine Schwierigkeiten, aber einen Kilometer weiter, in dem Grenzort selbst, gerieten wir in eine Schwierigkeit ganz besonderer Art. Die Straße gabelte sich, und offenbar wurde rechter Hand auf der Hauptdurchgangsstraße die Straßendecke erneuert. An der Abzweigung zeigte ein kleines handgeschriebenes Schild eine Umleitung an, aber kein Pfeil gab an, in welcher Richtung man zu fahren hatte. Statt dessen hing unter dem Schild ein Stück Pappdeckel mit einer Skizze. Die sah aus, als stamme sie von einem vierjährigen Kind, das im Kindergarten mit Fingerfarben herumgespielt hatte. Offenbar wurde mitgeteilt, daß es zwei Möglichkeiten gab, durchzukommen – geradeaus oder über die Umleitung. Für die geradeaus führende Straße zeigte die Skizze ein Rechteck mit vier Rädern, für die Umleitungsstrecke ein Rechteck mit vier Rädern und ein Fahrrad. Wenn man also auf vier Rädern fuhr, so schien es, hatte man die Wahl, entweder geradeaus über die Furchen und losen Steine zu fahren oder aber die Reifen zu schonen und zusammen mit den Fahrrädern auf der ebeneren Straße die Stadt zu verlassen.

Die meisten fuhren geradeaus. Die Polizei lauerte gleich hinter der Kurve, etwa zweihundert Meter nach dieser handgefertigten ›Karte‹. Autos mit österreichischen Nummernschildern wurden zurückgeschickt und auf die Umleitung verwiesen. Geradeaus war nur für Lastwagen, so bekam man zu hören. Diejenigen unter uns, die ausländische Kennzeichen hatten, mußten am Rand



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